Geschlecht
Zwischen den Ohren – nicht zwischen den Beinen
Projekt 100% MENSCH
„Herzlichen Glückwunsch – es ist ein Mädchen!”
Ist es so einfach? Ein Blick zwischen die Beine und das Geschlecht steht fest? Nein. Das Genital und andere Körpermerkmale sind nur Hinweise auf das Geschlecht.
Ob ein Mensch sich selbst als weiblich, als männlich, zwischen diesen beiden Polen oder auch vollkommen außerhalb dieser binären Kategorien beschreibt, entscheiden nicht seine Genitalien sondern sein Denken, Fühlen und Handeln. Ebenso spielen die Interaktion mit anderen, der Umwelt und dem jeweiligen gesellschaftlichen Kontext eine Rolle bei der Entstehung des Geschlechtsbewusstseines. Dieses Wissen um das eigene Geschlecht ist keine Entscheidung. Es lässt sich nicht ändern. Es ist, wie es ist.
Die einzige Person, die Auskunft über ihr Geschlecht geben kann, ist somit die Person selbst. Es steht niemandem zu, das Geschlecht einer anderen Person zu bestimmen, oder über dieses zu urteilen.
Die Kategorie „Geschlecht“ unterliegt stetigen historischen, sozialen und gesellschaftlichen Veränderungen!
Unsere Kultur wird von drei Fehlannahmen geprägt:
- Es sei wissenschaftlich möglich, das Geschlecht eines jeden Menschen durch Betrachtung der Genitalien und medizinische Untersuchungen zu bestimmen.
- Es würden ausschließlich zwei Geschlechter („weiblich“ und „männlich“) existieren.
- Jeder Mensch müsse sich einem der beiden binären Geschlechter „weiblich“ oder „männlich“ bzw. einer der traditionellen Geschlechterrollen „Frau“ oder „Mann“ zuordnen (lassen).
Geschlecht
Der aktuell oft genutzte Begriff des „biologischen Geschlechts“ unterstellt, dass sich Geschlecht anhand weniger Merkmale bestimmen ließe – oder gar nur anhand der Genitalien.
Diese Betrachtungsweise ist vereinfachend und bildet nicht den wissenschaftlichen Kenntnisstand ab: chromosomales, genetisches, hormonelles und neurophysiologisches Geschlecht können verschieden sein und sich von körperlichen Merkmalen unterscheiden. Diese Ebenen lassen sich zudem nicht mit „entweder-oder“ (männlich oder weiblich) sondern eher als Spektrum mit „von – bis“ beschreiben.
Die gesellschaftliche Setzung eines „eindeutigen“ und vermeintlich „natürlichen“ biologischen Geschlechts“ dient dazu, das binäre Geschlechtersystem zu erhalten. Auf dessen Grundlage werden die Geschlechterkonstruktionen „Mann“ und „Frau“ festgeschrieben sowie Herrschaftsverhältnisse und damit einhergehende Unterdrückungs- und Ausgrenzungsmechanismen gerechtfertigt.
Auch das „biologische“ Geschlecht hat somit eine soziale Komponente.
Ursprünglich bezeichnete der Begriff „Gender“ das sog. soziale Geschlecht mit den Geschlechterkonstruktionen („männlich“, „weiblich“) in Abgrenzung vom „biologischen“ Geschlecht. Mittlerweile wird der Begriff „Gender“ jedoch eher verwendet, um das komplexe und prozesshafte Zusammenspiel von biologischen, körperlichen und sozialen Faktoren innerhalb unterschiedlicher gesellschaftlicher Kontexte zu beschreiben. Das „biologische“ Geschlecht ist demnach nicht die Grundlage von Gender, sondern immer nur Teil davon.
Der Begriff „Geschlechtsidentität“ drückt aus, mit welchem Geschlecht sich eine Person identifiziert. Die Geschlechtsidentität eines Menschen muss nicht mit dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht übereinstimmen. Der Begriff wird oft in politischen und psychologischen Zusammenhängen genutzt. Er unterscheidet das „erlebte Geschlecht“ oder das innere Wissen um das eigene Geschlecht (Identität) vom „biologischen Geschlecht“ – der Begriff ist jedoch umstritten.
Wir verwenden den Begriff „Geschlechtsidentität“ indem wir mit ihm nicht nur das (gewusste) Geschlecht beschreiben, sondern auch alle weiteren lebensgeschichtlichen Faktoren einschließen. Faktoren wie , wie Coming-Out, Selbsterleben, Haltung und Diskriminierungserfahrungen im Zusammenhang mit dem eigenen Geschlecht.
Die Begriffe „transsexuell“, „transgeschlechtlich“, „transgender“, „transident“ oder „trans*“ wurden und werden von verschiedenen Gruppen unterschiedlich benutzt. Grundsätzlich werden sie alle verwendet, um Menschen zu bezeichnen, die sich mit ihrem nach der Geburt anhand der Genitalien zugewiesenem Geschlecht nicht oder nicht ausreichend beschrieben wissen. Derzeit setzt sich die Kurzform „trans*“ bzw. „trans“ (lat. „(hin)über“) als wertungsfreier Oberbegriff durch. Auch nicht-binäre Personen bezeichnen sich oft als trans*.
Wir alle haben ein intuitives Wissen darüber, wie unser Körper aussehen sollte, wie er gewissermaßen „richtig” ist. Manchmal kommt es vor, dass die Körpermerkmale diesem Geschlechts(körper)- bewusstsein, dieser „Körperlandkarte im Kopf“ nicht entsprechen. Es kommt vor, dass Menschen mit einem Penis geboren werden und trotzdem weiblich sind. Oder männliche Personen kommen mit einer Vulva zur Welt. Oder eine nicht-binäre Person hat Körpermerkmale, die nicht zu ihrem Geschlechts(körper)bewusstsein passen.
Der Widerspruch zwischen Körpermerkmalen und Geschlechtsbewusstsein führt oft zu einem hohen psychischen Leidensdruck (Körperdysphorie). Eine Körperdysphorie ist jedoch keine Voraussetzung um trans* zu sein! Für viele trans* Menschen steht die Auflösung dieses Widerspruchs durch eine Transition im Vordergrund.
Prozess der Transition:
- sozial: anderen mitteilen, trans* zu sein und z.B. Kleidung und Frisuren zu ändern,
- medizinisch: durch Hormoneinnahmen, körperangleichende Operationen und
- juristisch: die Änderung des Personenstandes
Ob eine trans* Person alle, einige oder auch keine körperlichen Angleichungen anstrebt, ist ausschließlich ihre Entscheidung.
Trans* Menschen gab es zu allen Zeiten – es handelt sich also keineswegs um ein neues Phänomen.Aktuell müssen sich trans* Menschen über das sogenannte „Transsexuellengesetz“ (TSG) einer aufwendigen Prozedur inklusive psychiatrischer Gutachten unterziehen, um ihren Personenstand zu korrigieren. Eine Reform in Form eines Selbstbestimmungsgesetzes soll ermöglichen, den Personenstand durch einen Verwaltungsakt zu ändern.
Der Oberbegriff „transgender“ wird als Selbstbezeichnung von Menschen genutzt, welche die herkömmlichen Geschlechtergrenzen in der Gesellschaft überschreiten (Transgression) in dem sie Geschlechterstereotypen verweigern, diese brechen oder die Kategorie „Geschlecht“ für sich ablehnen.
„Transgender“ bezieht sich im Unterschied zu „trans(sexuell)“ auf das soziale Geschlecht (Gender) und nicht-körperliche Geschlechterüberschreitungen. Diese Überschreitungen der Geschlechtergrenzen werden häufig angefeindet. So erleben Butch-Lesben, „feminine“ schwule Männer, trans* Personen oder Menschen, deren Geschlechtsausdruck nicht unmittelbar eindeutig ist, Diskriminierung und Hass.
Der Begriff „transgender“ hat seine Ursprünge im politisch-aktivistischen Kontext und soll Menschen sichtbar machen, die von den herrschenden Geschlechternormen unterdrückt und stigmatisiert werden. Ebenso findet er Verwendung, um gegen eine fremdbestimmte und pathologisierende medizinische Terminologie aufzubegehren und ihr eine eigene und positive Selbstbezeichnung entgegenzusetzen.
Der Begriff „transgender“ wird in seiner Funktion als Oberbegriff von manchen transsexuellen Menschen wegen seines Fokus auf das Nicht-Körperliche kritisiert, da die Gefahr bestünde, zur Unsichtbarkeit von Transsexualität als körperliche Erfahrung beizutragen.„Cis” (lat. „auf dieser Seite“) bedeutet, dass das nach der Geburt zugewiesene Geschlecht und das tatsächliche Geschlechtsbewusstsein „auf der selben Seite” liegen, also übereinstimmen. „Cis“ ist somit das Gegenteil von „trans”.
Cis(-geschlechtlich) beschreibt einen Körper, dessen Merkmale von der jeweiligen Person als stimmig zu ihrem Geschlechtsbewusstsein, also als „richtig“ empfunden werden. Dies ist bei einem Großteil der Menschen der Fall.
Die Vorsilbe „cis“ wird benötigt, um nicht-binäre, trans*, intergeschlechtliche und cis Personen diskriminierungsfrei und neutral beschreiben zu können. Sie macht auch darauf aufmerksam, dass es nicht selbstverständlich ist, dass Geschlechtsbewusstsein und körperliche Merkmale übereinstimmen.
Entsprechen die chromosomalen, genetischen, hormonellen und/oder anatomischen Merkmale (insbesondere die inneren und äußeren Genitalien) eines Menschen nicht den medizinisch-gesellschaftlichen Normen von „weiblich“ oder „männlich“ oder sind diese „mehr- bzw. uneindeutig“, so spricht man von Intergeschlechtlichkeit (oder auch Intersexualität) – kurz: inter*.
Neben den schon bei Geburt erkennbaren Fällen gibt es viele inter* Merkmale, die erst während der Pubertät sichtbar werden. Häufig bleibt Intergeschlechtlichkeit jedoch selbst im Erwachsenenalter unentdeckt.
Heute geht man davon aus, dass ca. 2% aller Menschen inter* Merkmale haben. Inter* Personen sind nicht per se „krank“ oder behandlungsbedürftig. Dennoch werden viele von ihnen, oft ohne umfassende Aufklärung, medikamentös und hormonell behandelt oder chirurgischen Eingriffen unterworfen. Häufig geschehen diese schwerwiegenden und irreversiblen Eingriffe ohne eine persönliche, freie und voll informierte Einwilligung.
Besonders verheerend sind chirurgische Eingriffe bei Kleinstkindern. Solche genitalzwangszuweisenden oder auch zwangsnormierenden Eingriffe bedeuten Unfruchtbarkeit und den Verlust des ursprünglichen Genitals. Außerdem verursachen sie schwerste Schäden an den Nervenbahnen, die bis zum Empfindungsverlust führen können. Zudem wird dem betroffenen Kind mit der Operation unter Umständen ein Genital zugewiesen, welches nicht seinem Geschlechtsbewusstsein entspricht.
Genital-normierende Operationen sind eine klare und grobe Verletzung der Menschenrechte – und waren lange tägliche Praxis! Viele Eltern fühlten sich nach der Geburt ihres inter* Kindes gedrängt, einem genital-normierenden Eingriff zuzustimmen. Im März 2021 beschloss der Bundestag das Verbot der „geschlechtsangleichenden Operationen“ bei inter* Kindern. Das Gesetz weist jedoch Schwächen bei der Melde- und Dokumentationspflicht auf. Auch werden weiterhin Menschen auf Grundlage der Form ihrer Genitalien vom Recht auf körperliche Unversehrtheit ausgeschlossen.
Seit 2019 ist es inter* Personen möglich, ihren Personenstand als „divers“ eintragen zu lassen. Dies setzt jedoch eine medizinische Begutachtung voraus. Auch wenn die sogenannte „Dritte Option“ ein Schritt in die richtige Richtung ist, bedeutet sie weiterhin Pathologisierung und Fremdbestimmung statt geschlechtliche Selbstbestimmung.
Menschen, die ihr Geschlecht außerhalb des hier verbreiteten Zwei-Geschlechtersystems empfinden oder auch mehreren Geschlechtern gleichzeitig angehören, bezeichnen sich oft als nicht-binär bzw. non-binary (Enby) oder agender (ohne Geschlecht). Auch nicht-binäre Personen können unter der Diskrepanz von Körpermerkmalen und Geschlechtsbewusstsein leiden, die eine Körperdysphorie auslösen kann.
Es gibt viele nicht-binäre Geschlechter: neutrois, androgyn, mixed-gender, genderfluid, bigender, genderqueer, Demi-Boys, Demi-Girls u.v.m.
Nicht-binäre Geschlechtsidenitäten sind historisch betrachtet kein neues Phänomen; so war und ist beispielsweise Geschlechternonkonformativität ein wesentlicher Bestandteil lesbischer* Kultur. So lässt sich die Subversion von Weiblichkeit durch Männlichkeit (Butch) oder einer nicht auf männliches Begehren ausgerichteten Femininität (Femme) als nicht-binäre Geschlechtsperformance fassen.Eine provokante Infragestellung von Männlichkeit durch eine Persiflage von Weiblichkeit ist im schwulen Kontext wiederum bei den (Polit-)Tunten zu finden.
Viele nicht-binäre Personen bevorzugen heute für sich geschlechtsneutrale Personalprononomen wie „they“, „sier“, „ersie“, „xier“, „hen“ oder „nin“. Einige nicht-binäre Personen verwenden kein Pronomen sondern stattdessen ihren Vornamen. Da es hier eine Vielzahl an Möglichkeiten gibt: Frag die Person am besten, welches Pronomen sie für sich bevorzugt.
Wenn wir Menschen im alltäglichen Leben absichtlich oder unabsichtlich einem „falschen” Geschlecht zuordnen und sie mit einem falschen Pronomen (z.B. „er“ / „sie“) oder einer falschen Anrede (z.B. „Herr“ / „Frau“) ansprechen, so nennt man dies Misgendern.
Bewusstes Misgendern, also die bewusste Ansprache mit dem falschen Geschlecht, wie zum Beispiel durch die konsequente Verwendung des falschen Personalpronomens, des falschen Namens oder der falschen Anrede sind aggressive Handlungen und können auf Dauer zu erheblichen psychischen und emotionalen Verletzungen führen!
Sexismus bezeichnet die Abwertung von Menschen auf Grund ihres Geschlechts. Er ist tief in unserer Gesellschaft verankert und beschreibt eine (gewaltvolle) Machtstruktur.
Das „Patriarchat“ (Väterherrschaft) beschreibt ein historisch gewachsenes Machtungleichgewicht: Männer werden im Patriarchat als überlegen gegenüber allen anderen Geschlechtern gesetzt, was zu Privilegien auf der einen Seite und zu Ausschlüssen und Diskriminierungen auf der anderen führt. Insbesondere Frauen* werden in patriarchalen Gesellschaften systematisch unterdrückt, auf Körper und Aussehen reduziert, als „verfügbare Objekte“ konstruiert und erleben psychische, körperliche und sexualisierte Gewalt.
Sexismus betrifft uns alle! Wir alle leiden unter festgeschriebenen Geschlechterrollen und ungleich verteilter Macht. Männern werden „weibliche” Eigenschaften als „Schwäche” unterstellt. Frauen wird ihre „Weiblichkeit” abgesprochen, wenn sie „männliche” Eigenschaften besitzen. Oder von nicht-binären Menschen wird eine „Eindeutigkeit“ verlangt, die ihrem Selbst widerspricht.
Die Folgen von Sexismus für Männer zeigen sich zum Beispiel deutlich in der sogenannten „toxischen Männlichkeit“. Diese beschreibt die Auswirkungen der gesellschaftlichen Erwartungshaltung an Männer, die zu stereotypem, ungesundem, selbstgefährdendem, aggressivem und dominantem Verhalten von Männern führen kann.
- trans* Menschen „wären nicht lieber“ eine Frau, ein Mann oder nicht-binär. Sie SIND es.
- „Claudia, die früher mal Stefan war“ ist äußerst verletzend. Claudia war schon immer Claudia.
- wenn sich Ihr Kind nicht so „rollentypisch“ verhält, wie Sie es erwarten – entspannen Sie sich. Hören Sie ihm zu! Nehmen Sie es ernst.
- wenn Sie zweifeln, wie Sie eine Person ansprechen sollen, fragen Sie einfach offen und freundlich nach.
- Travestie und Drag sind Kunstformen auf der Bühne. Sie sind ein Spiel mit Geschlechterrollen und haben nichts mit Transsexualität zu tun! Eine trans* Person kann sich ihr Geschlecht nicht „abschminken“, sie verkleidet sich auch nicht.
Geschlechtskeks
Unser Geschlechtskeks basiert auf der Genderbread Person (www.genderbread.org/). Da diese aber in unseren Augen einige Aspekte weglässt und andere wiederum stark vereinfacht, haben wir das Konzept erweitert und unseren Geschlechtskeks entwickelt.
Der Geschlechtskeks ist in unserem Shop als Infoblatt (DIN A5) für Schule, Workshops, Fortbildungen und Unterricht erhältlich.
Das Geschlechtsbewusstsein beschreibt, wie du dein Geschlecht selbst weißt, definierst, erfährst und erklärst. Dieses Wissen ist unabhängig von deinen Genitalien und anderen Körpermerkmalen. Das Geschlechtsbewusstsein ist keine Entscheidung. Es läßt sich nicht ändern.
Jeder Mensch weiß intutitv, ob mensch männlich, weiblich, irgendwo zwischen diesen Polen oder auch eine Person mit einem Geschlecht außerhalb dieser Kategorien ist. Manchmal ist es jedoch schwierig, über das eigene Geschlecht zu sprechen, da wir alle gesellschaftlichen Erwartungen (von Familie, Freund*innen, Schule, Arbeit etc.) ausgesetzt sind.
Der häufig genutzte aber umstrittene Begriff „Geschlechtsidentität“ wird häufig gleichlautend benutzt, geht aber weit über Geschlecht hinaus. Für uns umfasst die Geschlechtsidentität auch die eigenen lebensgeschichtlichen Erfahrungen, erlebte Traumata und positive/negative Erfahrungen. Das (gewusste) Geschlecht ist also nur ein Teil der Geschlechtsidentität.
Wörter wie „männlich“, „weiblich“, „nicht-binär“ oder „inter*“ beschreiben dein Geschlecht. Begriffe wie „Frau“ und „Mann“ beschreiben eine Geschlechterrolle (Gender). Diese „Rolle“ kannst du dir wie beim Theaterspielen vorstellen (Performance). Zum Beispiel definieren Geschlechterrollen, wie sich eine „Frau“ zu verhalten, zu kleiden oder auszusehen hat, um als „Frau“ wahrgenommen und akzeptiert zu werden. Ebenso unterliegt die Geschlechterrolle „Mann“ sehr engen gesellschaftlichen Vorstellungen. Menschen, die ihre „Rolle“ nicht gut spielen, stoßen oft auf Unverständnis und werden nicht selten ausgegrenzt.
Die verschiedenen Geschlechterrollen führen zu unterschiedlichen Chancen, Machtverhältnissen und Privilegien. Dies führt zur Diskrimierung einzelner Geschlechter und wird als Sexismus bezeichnet. Geschlechterrollen hängen stark von der Kultur ab.
Ausdruck ist deine ganz persönliche Weise, dich selbst nach außen zu präsentieren. Dazu gehören z.B. Kleidung, Frisur, Name, Verhalten und vieles mehr.
Bei der Wahl des Ausdrucks, der Gender Performance spielen gesellschaftliche Zwänge eine große Rolle. Der Ausdruck beeinflusst stark, wie wir von anderen „gelesen“ (Rezeption) und so einem Geschlecht zugeordnet werden.
Manchmal verändern wir unseren Kleidung, um als Teil einer Gruppen erkannt zu werden (z. B. Trikots, Uniformen), sozialen oder traditionellen Erwartungen zu entsprechen (z. B. Brautkleider, Smoking) oder einen Status anzuzeigen (z.B. aktuelle Modelabel, Eheringe, Schmuck).
Auch unser Verhalten ist stark von unserer Umgebung und den dort geltenden Normen abhängig. Wenn unser Verhalten, unsere Performance nicht den Erwartungen entspricht, sind Diskriminierung und Ausgrenzung bis Ausschluss möglich.
Der Begriff “Performance” heisst übersetzt “Aufführung”. Es geht also auch beim Ausdruck häufig darum, eine gesellschaftlich erwartete Rolle zu spielen anstatt einfach du selbst zu sein.
Rezeption bezeichnet, wie du (dein Ausdruck) von anderen „gelesen“ und so einem Geschlecht oder einer Gruppe zugeordnet wirst (sozialer Abgleich).
Diese Zuordnung geschieht aufgrund von gesellschaftlichen und kulturellen Erwartungen. Zum Beispiel trugen im 18. Jahrhundert adlige Männer auffällige Schminke. Auch die stereotype Zuschreibung rosa = Mädchen und hellblau = Junge war lange Zeit genau andersherum. Die kulturellen Vorgaben verändern sich also im Laufe der Zeit sehr stark.
“In wem erkenne ich mich wieder?” Wiedererkennung geschieht, wenn wir anderen Menschen begegnen und Ähnlichkeiten zwischen uns finden. Wir erkennen Gemeinsamkeiten und Unterschiede. Dieses Wiedererkennen hilft uns, Freund*innen zu finden und Gruppen zu bilden und zu erkennen, es spielt aber auch eine große Rolle beim Verständnis des eigenen Geschlechts sowie dem Erlernen von Geschlechterrollen.
Körpermerkmale sind zum Beispiel Genitalien, Chromosomen, Gene, Epigene, Hormone, Behaarung, Stimme und vieles mehr. Diese Merkmale sind allerdings nur Hinweise auf das Geschlecht eines Menschen. Entscheidend ist das Geschlechtsbewusstsein – also das Wissen eines Menschen um sein eigenes Geschlecht.
Anhand der Genitalien werden Kinder nach der Geburt einem Geschlecht zugeordnet (Geschlechtszuweisung). Diese Zuweisung kann richtig sein – muss sie aber nicht.
Attraktion beschreibt, von wem oder was du dich angezogen fühlst. Hierbei ist meist die sexuelle und romantische Orientierung gemeint.
Die sexuelle und romantische Orientierung ist unabhängig vom eigenen Geschlecht.