Stuttgart 2024
Die Bürgerräume West sind barrierearm und die Veranstaltung wird von zwei Gebärdensprachdolmetscherinnen übersetzt.
Neue Perspektiven für Stuttgart
8. Juni 2024 | Bürgerräume West
- Menschen aus den queeren Communities
- Vertreter*innen queerer Organisationen und Multiplikator*innen
- nicht-queere Menschen aus Fachbereichen, in denen sie mit queeren Menschen arbeiten (insbesondere Bildungs-, Erziehungs-, Verwaltungs- und medizinisch-pflegerischer Sektor)
Teilnahme und Anmeldung
Der QueerImpuls ist zwar eine ganztägige Veranstaltung. Selbstverständlich könnt Ihr aber auch nur an einzelnen Programmpunkten teilnehmen.
Die Anmeldung benötigen wir, damit wir abschätzen können, wieviele Getränke und Snacks wir einplanen müssen 🙂 Selbstverständlich bist Du auch ohne Anmeldung herzlich willkommen!
Getränke und Kuchen sind übrigens kostenfrei!
Disclaimer
Der QueerImpuls ist keine Wohlfühlveranstaltung. Wir werden über Themen sprechen, die machmal auch weh tun können. Wir werden Standpunkte hören, die manchmal weit von unserer Haltung sind. Wir werden Dinge hören, die wir gerne ignorieren oder nicht wahrhaben wollen.
Wir hören zu. Wir fragen nach. Wir lassen neue Gedanken zu. Wir greifen niemanden persönlich an.
Bitte beachte unsere Safer Space Vereinbarung. Danke!
Anmeldung
Bürgerräume West
Bebelstraße 22
70193 Stuttgart
Samstag, 8. Juni 2024
15.00 – 21.30 Uhr
eine Veranstaltung
des Projekt 100% MENSCH
mit Unterstützung der Landeshauptstadt Stuttgart
Programm
14.30 Uhr | Einlass
15.00 Uhr | Begrüßung
15.15 Uhr | Prof. Dr. Robin Bauer, DHBW Stuttgart
BDSM zwischen trans-queerem Spielplatz und Chain Gang
BDSM steht für Praktiken in einem sexuellen/erotischen Kontext, die einvernehmlich mit Machtgefällen und intensiven Stimulationen von Körper und Psyche spielen, wie z.B. in Rollenspielen, durch Fesslung und andere Formen der Fixierung, Auspeitschen usw. Einvernehmlichkeit wird in den verschiedenen BDSM Communitys unterschiedlich definiert und ausgehandelt, aber gilt überall als unabdingbares Kriterium, um BDSM von Gewalt zu unterscheiden. Trans-les-bi-queere BDSM-Praktizierende nutzen diesen Rahmen u.a. dafür, mit Geschlecht zu experimentieren. Das Geschlecht einer Person wird so nicht als natürlich oder gegeben vorausgesetzt, sondern für die Dauer eines Spiels frei verhandelbar. Und so kann BDSM trans-queere Spielplätze schaffen, die die Grenzen cis- und heteronormativer Vorstellungen sprengen und subversives Potenzial entfalten. Gleichzeitig stößt jedoch das Prinzip des Consent (Einvernehmlichkeit) und die Vorstellung einer „freien Wahl“ von Rollen im Spiel teilweise auch an unfreiwillige Grenzen, die sich nicht spielerisch überschreiten lassen, sei es aufgrund der eigenen Biographie, sei es aufgrund von gesellschaftlichen Machtstrukturen. Der Vortrag basiert u.a. auf meiner eigenen Interviewstudie mit les-bi-trans-queeren BDSM-Praktizierenden.
15.45 Uhr | Fragen an Robin Bauer
16.10 Uhr | Kaffeepause
16.30 Uhr | Dr.’in Inga Nüthen, Philipps Universität Marburg
Autoritäre Tendenzen: Antifeminismus und Transfeindlichkeit in der queeren Community
Der gesellschaftliche Rechtsruck wird auch in Deutschland immer spürbarer. Autoritäre, menschenfeindliche Einstellungen bekommen immer mehr Raum. Sie bedrohen eine offene, demokratische Gesellschaft und begleiten die Erfolge (extrem) rechter Politiken und Akteur*innen. Antifeminismus sowie Queer/Trans-Feindlichkeit sind Teil dieser autoritären Tendenzen und fungieren nicht zuletzt als Brückenideologie zur Verankerung rechtsautoritärer und rechtsextremer Einstellungen in der Mitte der Gesellschaft. Diese Tendenzen richten sich jedoch nicht nur gegen die LGBTIQ+ Community, sondern sind auch innerhalb der Community zu beobachten – etwa in Angriffen auf geschlechtliche Selbstbestimmung jenseits der Zweigeschlechtlichkeit oder in der Abwehr von geschlechtssensibler Sprache, Gender-Forschung und neuen Formen geschlechtlicher und sexueller Selbstbeschreibung.
Mein Beitrag setzt sich aus einer analytisch-wissenschaftlichen Perspektive mit einer Frage auseinander, die mich als queere, feministische Lesbe politisch besonders bewegt, und diskutiert Fragen und mögliche Antworten für die politische Praxis:
Wie können wir innerhalb der Community zwischen Meinungsverschiedenheiten und menschenfeindlichen Ideologien unterscheiden – Ersteres ernstnehmen, Letzteres klar benennen? Wie solidarische Politiken stärken, die ein gemeinsames Handeln trotz Verschiedenheit ermöglichen? Wie können wir und warum sollten wir für die Teilhabe aller in einer demokratischen Gesellschaft eintreten und sich klar gegen autoritäre Tendenzen und rechte Raumnahmen stellen?
17.00 Uhr | Fragen an Inga Nüthen
17.35 Uhr | Tsepo Bollwinkel, Menschenrechtsaktivist*
Deine Diskriminierungserfahrungen machen Dich nicht heilig – oder: Warum wir in queeren Kontexten über Weiß-sein reden müssen
„Ich bin schwul, also kann ich nicht rassistisch sein.“ Diesen Irrtum zitiert der Schwarze Künstler Lavender Wolf satirisch auf einem Druck und drückt damit die berechtigte Ungeduld von Rassismus Betroffenen mit queeren Bewegungen in Deutschland aus.
Im Vortrag wird die Notwendigkeit einer eingehenden selbstkritischen Beschäftigung für queere Bewegungen mit den eigenen Rassismen und den Rassismus Erfahrungen von Queers of Color begründet. Und es wird darum gehen, warum zu dieser Auseinandersetzung immer auch die Auseinandersetzung mit dem eigenen Weiß-sein und dem Weiß-sein queerer Bewegungen des Mainstreams gehört.
18.05 Uhr | Fragen an Tsepo Bollwinkel
18.45 Uhr | Podiumsdiskussion mit allen Referent*innen
19.30 Uhr | Musik und Gespräche
20.00 Uhr | Ende
Unsere Referent*innen 2024
Tsepo Bollwinkel
Tsepo Bollwinkel denkt, forscht, schreibt und spricht zu Themen sozialer Gerechtigkeit mit den Schwerpunkten Schwarze Identitäten, Weißsein, geschlechtliche Identitäten und Süd/Nord Beziehungen aus einer Schwarzen und nicht binären Perspektive.
Prof. Dr. Robin Bauer
Robin Bauer ist Professor für Soziale Arbeit an der DHBW Stuttgart mit dem Schwerpunkt Wissenschaftstheorie und Theorien der Diversität. Er hat seine Doktorarbeit in Soziologie zu queeren BDSM Praktiken und Communitys geschrieben. Weitere Schwerpunkte in Forschung und Lehre sind Trans Studies, Beziehungsnormen, Sexualpädagogik der Vielfalt, Ableismus, Intersektionalität. Robin Bauer engagiert sich im Beirat der hms-Stiftung für queere Bewegungen.
Dr.’in Inga Nüthen
Safer Space no Safer Space
Eine Veranstaltung wie der QueerImpuls ist eine Herausforderung. Wir werden über Themen sprechen, die auch weh tun können. Menschen könnten durch die Vorträge oder Publikumsfragen getriggert werden. Wir werden unbequeme Berichte und Standpunkte hören. Wir werden Dinge hören, die wir nicht unbedingt hören wollen. Da ist die Frage, in wie weit die Bezeichung „safer space“ überhaupt noch greifen kann. Aber es gibt einen Unterschied zwischen den Dingen, die wir hören werden und dem Verhalten bei der Veranstaltung. Daher Safer Space no Safer Space.
Der QueerImpuls soll ein Ort sein, an dem wir alle gemeinsam lernen, diskutieren und Ideen entwickeln können. Referierende halten Vorträge zu queeren Themen und bringen ihre wissenschaftliche oder auch persönliche Expertise ein. Diese Vorträge sind die Grundlage für nachfolgende Fragerunden und können die Basis für Gespräche in den Pausen sein. Um allen Menschen die Möglichkeit zu geben, an der Veranstaltung teilzunehmen und sich gleichberechtigt einbringen zu können, ist es notwendig, dass wir einige Regeln beachten. Jede einzelne Person kann dazu beitragen und ist aufgefordert, eine Atmosphäre von respektvollem und wertschätzendem Miteinander zu schaffen.
Achtet auf Eure Grenzen und die der anderen. Das bedeutet, mit den eigenen Privilegien und bestehenden Machtstrukturen bewusst umzugehen und eigene Vorurteile und Stereotype zu reflektieren. Bei Diskussionen sollten alle auf eine ausgeglichene Redebeteiligung achten.
Safer Space Regeln
- Teilnehmende, Referierende und Organisator*innen begegnen sich auf Augenhöhe.
- Respekt, Wertschätzung und Partizipation sind die Grundlage unserer Veranstaltung „QueerImpuls“. Bitte achtet in diesem Zusammenhang insbesondere auf eure Redeanteile, unterbrecht einander nicht, bewertet nicht und setzt eure Perspektive nicht absolut.
- Redeanteile: Wir hatten gehofft, dass wir nicht noch deutlicher werden müssen, aber der erste QueerImpuls hat gezeigt, dass es leider notwendig ist: Liebe weiße Männer, diese Aufforderung geht insbesondere an Euch. Die Fragerunden sind dazu da, Fragen an die Referent*innen zu stellen und nicht, um Eure Situation, Arbeit oder Lebensgeschichte kennenzulernen. Ihr müsst dem Publikum nichts erklären – stellt bitte einfach Eure Frage. Bei Unklarheiten, wird der*die Referent*in nachfragen.
- Sexismus und patriarchales Verhalten, Rassismus, Ableismus, Klassismus und Queerfeindlichkeit werden nicht akzeptiert.
- Bitte respektiert und achtet das individuelle Grenzempfinden eures Gegenübers.
- Wir dulden keine Belästigung und/oder Gewalt. Dies umfasst u.a.
a. beleidigende Kommentare (insbesondere basierend auf Geschlecht, geschlechtlicher Identität, Geschlechtsausdruck, sexueller Orientierung, Kleidung, Aussehen, Hautfarbe, vermuteter Migrationsgeschichte, Sprache, mentaler und körperlicher Gesundheit, sozio-ökonomischen Möglichkeiten, Familie, Ernährung oder Religion),
b. vorsätzliche körperliche oder verbale Einschüchterung,
c. beharrliches Verfolgen,
d. ungefragte oder belästigende (Bild/Ton) Aufnahmen,
e. vorsätzliches Stören der Veranstaltung,
f. Androhung von Gewalt,
g. Gewalt gegen andere oder sich selbst sowie
h. unangemessenen physischen Kontakt und
i. ungewünschte sexuelle Annäherung. - Wir dulden keine Infragestellung von geäußertem Geschlecht, sexueller Orientierung, Namen oder Pronomen einer Person. Allein die Selbstaussage eines Menschen ist entscheidend und zu respektieren.
- Solltest Du während der Veranstaltung von negativen Handlungen im Sinne der oben genannten Regeln betroffen sein, so zögere bitte nicht und wende Dich an unsere ehrenamtlichen Helfer*innen. Diese tragen ein 100% MENSCH Shirt und werden sich um die Situation kümmern.
- Solltest Du Dich während der Veranstaltung unwohl fühlen oder einen Rückzugsraum benötigen, so können wir Dir auf Anfrage einen getrennten Raum für eine Pause anbieten.
Anmeldung
Bürgerräume West
Bebelstraße 22
70193 Stuttgart
Samstag, 8. Juni 2024
15.00 – 21.30 Uhr
eine Veranstaltung
des Projekt 100% MENSCH
mit Unterstützung der Landeshauptstadt Stuttgart