Lexikon – Heteronormativität
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Heteronormativität
Unsere Gesellschaft ist stark heteronormativ geprägt. Eine heteronormative Weltanschauung stellt Heterosexualität, also gegengeschlechtliches Begehren, als soziale Norm und einzige „natürliche“ sexuelle Orientierung dar. Innerhalb der Queer Theory wird der Begriff Heteronormativität verwendet, um darauf aufmerksam zu machen, welche Privilegien aus diesem Konzept abgeleitet werden.
Grundsätzlich gelten Menschen als heterosexuell, bis sie sich als nicht-heterosexuell outen. Dieses Coming Out ist in einer heteronormativen Gesellschaft notwendig, um die eigene sexuelle Orientierung sichtbar zu machen. Allerdings ist ein Coming Out in diesem Rahmen häufig mit Angst vor sozialen Konsequenzen und der Sorge verbunden, der gesellschaftlichen Erwartungshaltung nicht zu entsprechen.
Heteronormativität bedeutet auch das Festschreiben traditioneller Geschlechterrollen, die, ähnlich wie das gegengeschlechtliche Begehren, als “natürlich” dargestellt werden. Das heißt, es gibt klare Vorstellungen, wie sich Frauen und Männer verhalten sollten. Typisch für eine Frau wäre es nach dieser Auffassung beispielsweise, ein Kleid oder Make-Up zu tragen sowie sehr fürsorglich zu sein. Dieses Verhalten ist allerdings nur für Frauen sozial akzeptabel. Typisch für einen Mann wäre es hingegen, keine Emotionen zu zeigen, einen Bart zu tragen oder dominant zu sein.
Eine gravierende Folge dieser Heteronormativität ist LGBTIQA*-Feindlichkeit. Queere Menschen werden von einer heteronormativen Gesellschaft oft marginalisiert, diskriminiert und verfolgt. Ihre sexuellen Orientierungen und auch die vermeintliche Überschreitung der erwarteten “natürlichen” Geschlechterrolle gelten als Abweichungen von der Norm und werden entsprechend geahndet.
Heteronormativität schadet nicht nur queeren Menschen. Sie schränkt alle ein. Sie schreibt vor, wie sich Menschen zu verhalten haben, und lässt wenig Spielraum, die eigene Persönlichkeit zu finden und frei auszuleben.