Lexikon – Internalisierung
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Internalisierung
Der Begriff „Internalisierung“ (lat. internus „innen befindlich“) bezeichnet die Verinnerlichung von von außen kommenden Erwartungen, Normen, Werten und Rollen einer Gemeinschaft. Diese werden z. B. durch Erziehung und Sozialisation von Menschen so gelernt, dass sie als zur Person gehörend und „richtig“ wahrgenommen werden. Diese Prozesse laufen größtenteils unbewusst ab. Weicht das eigene Verhalten von diesen gelernten Erwartungen ab, geht dies oft mit Schuldgefühlen einher.
Homo- und Transfeindlichkeit, Rassismus, Ableism etc. sind so tief in der Gesellschaft verankert, dass Kinder häufig wissen, dass z. B. Homosexualität abgewertet werden soll, noch bevor sie eine klare Vorstellung davon haben, was Homosexualität ist. Dies führt dann wiederum zu subtiler Diskriminierung, die jedoch für die betroffenen Personen genauso verletzend sein kann wie offene Gewalt.
Internalisierte Homo- und Transfeindlichkeit führt bei homosexuellen und trans Personen zu Scham, Angst vor Bloßstellung, verstärkter oder überzeichneter Männlichkeitspräsentation als „Ausgleich / Beweis der Männlichkeit“ sowie Abwertung von „Weiblichkeit“ (z. B. Bottomshaming, Diskriminierung von „Tunten“) u.v.m. Besonders gravierend sind diese internalisierten Vorstellungen im Zusammenhang mit Gewalterfahrungen und Krankheit:
„Ich wurde geschlagen, weil ich lesbisch bin!“ oder „Ich habe mich mit HIV infiziert, weil ich schwul bin.“ sind typische Reaktionen aufgrund von internalisierter Homo- und Transfeindlichkeit. Hier führen die gelernten und verinnerlichten Muster zu einer Täter*innen-Opfer-Umkehr bzw. einer Verknüpfung / Erklärung aller negativen Erfahrungen mit der sexuellen Orientierung.
Auch homosexuelle und trans Menschen müssen lernen, mit ihrer eigenen internalisierten Homo- und Transfeindlichkeit umzugehen.