Lexikon – Toxische Männlichkeit
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Toxische Männlichkeit / toxic masculinity
„Toxische (Giftige) Männlichkeit“ bezeichnet ein schädliches Verhalten bzw. Selbstbild, das auf einem patriarchalen Männerbild basiert.
Der Begriff bezeichnet ein Verhalten bzw. Selbstbild, das auf einem traditionellen, stereotypen und patriarchalen Männerbild basiert. Die Bezeichnung „toxische Männlichkeit“ (toxisch = giftig, vergiftend) meint nicht, dass alle Männer generell toxisch sind. Sie bezieht sich auf übersteigerte und für die ganze Gesellschaft schädliche Verhaltensweisen und Einstellungen, wie z. B.:
- Gefühle (außer Wut und Aggression) werden unterdrückt bzw. nicht gezeigt
- Gewalt als Mittel der Problemlösung / Recht des Stärkeren
Aggressives und dominantes Auftreten (z. B. auch in Gesprächen) - „Recht“ auf sexuelle Aggression, Übergriffigkeit, Grenzüberschreitungen
- Übersteigertes Konkurrenzdenken
- Selbstanspruch, alles unter Kontrolle haben müssen
- Selbstanspruch, alles alleine schaffen zu müssen
- Abwehr von vermeintlich „weiblichen“ Eigenschaften als Schwäche
Toxische Männlichkeit führt zur Diskriminierung aller anderen Geschlechter, z.B. in Form von Misogynie (Frauenfeindlichkeit) sowie Homo- und Transfeindlichkeit.
Viele dieser Vorstellungen toxischer Männlichkeit sind noch immer in der Erziehung von Kindern in Aussagen wie „Jungen weinen nicht“, oder „Gewalterfahrungen gehören zum Mann-werden dazu“ verankert. Das toxische Männlichkeitsbild und die Gewalterfahrungen der Väter werden so auf deren Söhne übertragen (Traumavererbung).
Toxische Männlichkeit geht mit der Angst einher, Privilegien zu verlieren oder nicht als „richtiger Mann“ bzw. als „weiblich“ angesehen zu werden. Sie schränkt die eigene Individualität ein, kann aber auch ein Gefühl von Sicherheit geben. Dabei hat toxische Männlichkeit ausgeprägte negative Auswirkungen auf Männer: z. B. Gewalterfahrungen sowie selbstschädigendes Verhalten, wie das Vermeiden von Arztbesuchen und das Verschweigen von Depressionen, was sich wiederum im früheren Sterbealter und erhöhter Selbsttötungsstatistiken niederschlägt.